Hast du dich jemals gefragt, wie die Welt der Stadtführer aussieht? Tourguiding ist ein Beruf, der nicht neu ist, sondern seit der Antike praktiziert wird. Schon damals wurden Führer in verschiedenen Formen eingesetzt, um Unbekannten interessante Orte zu zeigen. Heutzutage ist Tourguiding noch immer eine allgegenwärtige Tätigkeit in der Tourismusbranche und die Dienste von Guides werden in zahlreichen Reisezielen angeboten. Deutsche Stadtmarketing-Unternehmen verdienen rund 50 % ihres Umsatzes mit Stadtführungen - meist mit gebuchten Tour Guides in der Saison.
Ein Beruf am Rande der Wissenschaft
Erstaunlicherweise blieb dieser Beruf jedoch bislang weitgehend am Rande der wissenschaftlichen Untersuchung, mit nur wenigen verfügbaren Publikationen zu diesem Thema (Best 2012; Cohen 1985; Fine and Speer 1985; Holloway 1981). Vorhandene Bücher beschränkten sich meist darauf, Praxisanweisungen für den Berufsalltag zu geben (Levy 2002; Pond 1993).
In dieser Hinsicht ist das Buch von Jonathan R. Wynn über die Arbeit von Tourguides in New York City ein sehr willkommener Beitrag. Wynn konzentriert sich auf die Tätigkeit der Stadtführer und hat dabei über 150 Stunden an Touren teilgenommen, mehr als 200 Stunden Interviews mit Guides vor und nach den Touren geführt und die Empfehlungen der multi-sited Ethnography (Marcus 1995) befolgt, indem er das Geschehen begleitet hat. Auf diese Weise entwickelt Wynn ein Verständnis dafür, was Guides tun, warum und wie sie es tun und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind. Wynn's Buch ist das erste seiner Art, das sich mit Tourguiding befasst und deckt eine breite Palette makro- und mikrosoziologischer Faktoren ab, die die Arbeit der Guides prägen.
Der Kontext von Tourguides in New York City
Wynn beginnt damit, das Stadtführerwesen in New York City in seinen sozialen und historischen Kontext einzuordnen. Während Touren zuvor bereits untersucht wurden, wurden die Aspekte der Rolle der Guides außerhalb der geführten Touren jedoch vernachlässigt. Dazu gehören beispielsweise die Gemeinschaften, zu denen die Guides gehören, und die Art und Weise, wie die Entwicklung von Stadtvierteln neue Themen für die Touren bietet. Wynn zeigt, wie sich Guides mit ihrer Rolle und Karriere identifizieren - eine Rolle, die zuweilen unübersichtlich und undankbar sein kann, aber auch zufriedenstellend und befreiend sein kann.
Darüber hinaus zeigt er, wie sich die New Yorker Guides gegen Prüfungen und die Professionalisierung ihrer Arbeit wehren, da sie glauben, dass dies ihre Freiheit und Kreativität beeinträchtigt. In Mitteleuropa bspw. ist das Gegenteil der Fall. Hier kann in Großteilen nur mit einer Zertifizierung praktiziert werden, da diese Professionalität und Qualität sicherstellen soll.
Herausforderungen und Tricks des Fachs
Wynn liefert interessante Fallstudien und Gegenargumente zu einigen bedeutenden Debatten im Bereich des Managements, wie zum Beispiel Identitätsarbeit in den Bereichen Kultur und Kreativwirtschaft (Drake 2003; Hesmondhalgh und Baker 2011; Petkus 1996) sowie die fortschreitende Professionalisierung von Berufen, die bisher nur als einfache Jobs betrachtet wurden (Jacobs und Bosanac 2006). Indem Wynn diese Guides in ihren breiteren sozialen Kontext einbettet, richtet er den Fokus nicht nur auf die Touren selbst, sondern eröffnet die Möglichkeit, bisher vernachlässigte Lebenswelten zu erforschen. Dabei zeigt er, dass sie viel gemeinsam haben mit anderen Dienstleistungsberufen, Bildungstourismus, Unterhaltung und kulturellen Tätigkeiten.
Die Kunst des Führens
Natürlich widmet sich Wynn auch den Touren selbst. Im Einklang mit ethnographischen Untersuchungen von Berufen (Allison 1994; Davis 1959; Hamper 1992) schafft Wynn verschiedene Typologien, um wichtige Merkmale der Arbeit zu verdeutlichen. Beispielsweise zeigt er auf, wie Guides und Gruppen je nach Personenfluss, Verkehr und städtischer Landschaft auf der Straße angeordnet werden können (in einem Kreis, in einer Reihe). Er identifiziert verschiedene Arten von Zuhörern (das Kind, der Fan, der Kenner) und beschreibt einige der Reaktionen, die Guides verwenden, um mit diesen verschiedenen Typen umzugehen. Er hebt sieben "Tricks des Fachs" hervor, die Guides einsetzen, um eine perfekte Tour zu gestalten (Witze, überraschende Wendungen in der Geschichte, Pausen zur Kontemplation usw.).
Fazit
Trotz einiger Kritikpunkte ist Wynn's Werk eine interessante und nützliche Arbeit, die einen tiefen Einblick in die Welt der Stadtführer bietet. Seine Leidenschaft für das Thema macht das Buch zu einer angenehmen und bereichernden Lektüre. Wenn du mehr über die faszinierende Arbeit von Tour Guides erfahren möchtest, ist dieses Buch ein hervorragender Ausgangspunkt.
Quellen: Wynn, J. (2011). The Tour Guide. Walking and Talking New York. University of Chicago Press.